Social Trading: Evolution der Bankenlandschaft und innovative Anlagealternative

Bis zum Beginn der Bankenkrise vor einigen Jahren waren Anlageentscheidungen geprägt von klassischen Banken und Vermögensberatern. Die Krise hat jedoch aufgezeigt, dass Investments von Profis keine überlegenen Strategien bieten. Darüber hinaus fressen anfallende Kosten zusätzliche Rendite auf und dem Anleger ist aufgrund komplexer Strukturen und hoher Intransparenz nur schwer ersichtlich, welche Abläufe im Hintergrund für die Performance verantwortlich sind. Social Trading setzt an den genannten Schwachstellen an und versucht fortschreitende Internettechnologien und die daraus resultierende Möglichkeit der unmittelbaren Informationsverbreitung zu nutzen, um zukünftige Anlageentscheidungen und das Investmentverhalten nachhaltig zu verändern.

Vertrauensverlust der Anleger

Der Ursprung des Social Trading und neuer Anlageprodukte ist im Vertrauensverlust der Anleger zu suchen. Klassisch geprägt, wurden Anlageentscheidungen vornehmlich bei der eigenen Bank und dem persönlichen Berater getroffen. Die Angebote entsprachen dabei oft nicht in erster Linie den Interessen des Kunden, sondern es wurden Produkte beworben, die hohe Gebühren enthielten und damit attraktive Provisionen versprachen. Mit der ersten großen Verbreitung des Internets zum Ende der 1990er Jahre, kamen dann erste Onlinebroker und Direktbanken an den Markt und erlebten einen zuvor nicht vorstellbaren Erfolg. Anleger konnten nun erstmals ihre Bankgeschäfte und Anlageentscheidungen selbst in die Hand nehmen. Direkte Gebühren wurden deutlich gesenkt.

Dennoch bestand ein weiteres Problem auf Produktebene. Komplexe Strukturen, hohe Risiken, Intransparenz und laufende Kosten führten mit Beginn der Finanzkrise zu Verlusten auf Anlegerseite. Anlagegelder wurden vernichtet und flossen ab. Zahlreiche Produkte verschwanden vom Markt. Bekannte Beispiele sind Film- oder Immobilienfonds. Auch die Auswüchse der Zertifikateindustrie haben Anlegergelder verbrannt. Auf Anbieterseite besann man sich fortan auf einfachere Produkte. Kundenseitig blieb ein großer Vertrauensverlust.

Bedarf an neuen Modellen und Alternativen

In Folge der genannten Erfahrungen hat das Interesse am Kapitalmarkt für zahlreiche Anleger einen großen Dämpfer erlitten. Anlagegelder flossen überwiegend in vermeintlich sichere Anlagen wie Staatsanleihen oder verblieben auf dem Tagesgeldkonto. Als nach den Banken auch Staaten von den Folgen der Finanzkrise getroffen wurden, zeigte sich, dass auch Staatsanleihen mit Risiken verbunden sind. Sinkende Zinsen führten zudem dazu, dass reale Renditen oft nicht einmal mehr die Inflation decken können.

Die Suche nach alternativen Investmentmöglichkeiten hatte begonnen. Die Technologieentwicklung war inzwischen erneut fortgeschritten und brachte das Web 2.0 und damit auch Social Trading hervor. Die aktive Teilnahme und Mitgestaltung der Informationen im Internet stand plötzlich im Vordergrund. Foren und Communities bildeten sich heraus, Kunden teilten ihre gesammelten Informationen und Erfahrungen. Auf diese Weise helfen sie anderen bei ihren Anlageentscheidungen. Jeder kann mitmachen. Informationen sind plötzlich transparent und kostenfrei verfügbar.

Man kann von einer Weiterentwicklung der traditionellen Investmentclubs und Börsenvereine sprechen, nur, dass Informationen nicht mehr zu vordefinierten Terminen unter festen Gruppen, sondern mit Social Trading jederzeit und für alle verfügbar, ausgetauscht werden.

Social Trading erreicht die Mitte der Gesellschaft

Aus diesem Trend wurden schnell auch erste Geschäftsmodelle geboren. Begriffe wie Social Trading oder Banking 2.0 machten erstmals die Runde. Gekennzeichnet durch hohe Transparenz und niedrige Kosten, bildeten sich ganz unterschiedliche Ausprägungen. Communities wurden gestärkt, Bankberatung vom provisionsgetriebenen Anlageberater in öffentliche Foren verlegt und das Management von Produkten auch außerhalb großer Finanzinstitutionen ermöglicht. Unabhängig von der Hausbank stehen innovative Produkte mit geringen Kosten zur Verfügung.

Die Pioniere von damals haben ihre Angebote inzwischen ausgeweitet und weiter vorangetrieben. Social Trading entwächst seit rund ein bis zwei Jahren dem Nischendasein und gewinnt breiteres Interesse in der Öffentlichkeit. Für die klassische Bankenlandschaft ist eine ernstzunehmende Konkurrenz herangewachsen.

Varianten des Social Tradings und Banking 2.0

Die Börsencommunity sharewise beispielsweise hat aus Anlageempfehlungen der Mitglieder einen Fonds aufgelegt. Wikifolio bietet jedem die Möglichkeit ein eigenes Portfolio zu managen und andere Anleger von der Idee zu überzeugen. Finden sich ausreichend Interessenten wird das Produkt in Form eines Anlagezertifikates der Öffentlichkeit als Investment zugänglich gemacht. Neben den Formen des Social Investments finden auch Anbieter von Social Trading regen Zulauf. Hierbei wird das klassische Trading in den Vordergrund gestellt und das Potenzial des kurzfristig orientierten Handels kann so von Interessierten wahrgenommen werden.

Social Trading Anbieter wie etwa ayondo, United Signals, eToro, Zulutrade oder currensee nutzen effiziente Märkte um kostengünstigen Handel zu ermöglichen. Trader bieten im Rahmen des Social Tradings Handelssignale über die jeweilige Plattform der Öffentlichkeit an. User erhalten Einsicht und können die Signale kostenfrei nutzen. Durch Kombination mit einem Broker ist zudem die automatische Ausführung möglich. Anfangs vornehmlich für Devisenmärkte verfügbar, weiten die Social Trading Anbieter ihr Angebot permanent aus. Ausgestaltet als CFDs (Contracts for Difference), bietet Social Trading inzwischen auch Zugang zu Indizes, Rohstoffen, Zinsen sowie Einzelaktien.

Hohe Anlagesummen sind beim Social Trading nicht notwendig. Bereits mit geringen Beträgen kann Social Trading auf einem Livekonto getestet werden. Die Gebühren sind niedrig, jedoch unterscheiden sich die Anbieter stark in der Ausgestaltung. ayondo und eToro  stellen beispielsweise keine weiteren gebühren in Rechnung. Alle Kosten sind mit den Handelsspreads abgedeckt. Wikifolio hingegen berechnet eine jährliche Gebühr von 0,95% sowie eine zusätzliche Performance Fee. Diese liegt zwischen 5% und 30% und berechnet sich nach dem High-Watermark-Prinzip, wird also nur bei neuen Höchstständen fällig. Die Kosten fallen also an, wenn auch der Anleger profitiert.

Das passende Angebot finden

An Social Trading interessierte Anleger sollten daher die verschiedenen Anbieter genau prüfen um herauszufinden, welche Anlagemöglichkeit am besten zur eigenen Philosophie passt und welche Gebührenstruktur für das geplante Investment am effizientesten ist. Die meisten Plattformen bieten umfangreiche Informationen und hohe Transparenz, wodurch fundierte Entscheidungen Für und Wider einfach und schnell möglich sind. Aufgrund der geringen Einstiegshürden können die Plattformen zudem bereits mit kleinem Geld getestet werden. So kann sich im Livebetrieb herauskristallisieren, welcher Social Trading Anbieter am besten geeignet ist. Da die Produkte zudem auch in wichtigen Punkten wie der Vergütung Unterschiede aufweisen, kann natürlich auch die Kombination mehrerer Anbieter die richtige Entscheidung sein.

Social Trading als Perspektive der modernen Geldanlage

Die zunehmende Bedeutung von Social Trading ist auch an der vermehrten Presseberichterstattung abzulesen. Die Branche rückt mehr und mehr in den Fokus. So berichtet beispielsweise das Handelsblatt, boerse.ARD.de sowie das Derivate Magazin über Social Trading und den Trend zum gemeinschaftlichen Investment. Mit Social Trading – simplified von Finanzjournalist Andreas Braun wird jetzt auch der Buchmarkterobert und Einsteiger erhalten einen umfangreichen Einblick in das Thema Social Trading.

Social Trading besitzt das Potenzial die Bankenlandschaft zu verändern. Aufgrund des gestiegenen Interesses der Anleger an alternativen Formen der Geldanlage, wächst mit Social Trading eine ernsthafte Konkurrenz für Banken und Fonds sowie der klassischen Vermögensanlage heran. Die hohe Transparenz, geringe Kosten und niedrige Einstiegshürden machen die Anlageform für ein breites Publikum zugänglich. 100 EUR reichen meist aus, um Social Trading selbst einmal im Livebetrieb zu testen und die Ergebnisse anschließend zu beurteilen.

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